Environmental impact of the fashion industry

Umweltprobleme in der Textilindustrie

WIE UNSERE KLEIDUNG DIE UMWELT BELASTET

Kleider machen Leute und die Modeindustrie boomt: 100 Milliarden Kleidungsstücke werden jedes Jahr weltweit verkauft. Während sich die Anzahl an Kleidungsstücken, die weltweit produziert werden von 2000 bis 2014 verdoppelt hat, werden Modezyklen immer kürzer. „Fast Fashion“ ist das Stichwort. Unter der Maxime „noch schneller, noch billiger“ werden mittlerweile bis zu 24 Kollektionen pro Jahr auf den Markt gebracht.

Doch diese Entwicklungen haben einen Preis: Ein unreflektierter und uninformierter Konsum geht auf Kosten der Umwelt und des Klimas – und somit sind wir letztendlich alle betroffen.

Die Modeindustrie zählt zu den umweltschädlichsten Sektoren überhaupt. Im Jahr 2018 verursachte sie rund 2,1 Milliarden Tonnen Treibhausgasemissionen. Das entspricht den kumulierten Emissionen der Länder Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Kaum verwunderlich also, dass Nachhaltigkeit sich zu einem weitläufig verwendeten Buzzword entwickelt hat – allerdings stiftet Verallgemeinerung häufig Verwirrung. Zwar ist bekannt, dass Kleidung aus herkömmlichen Produkten schädlich ist, warum genau und welche Produktionsschritte dabei am gravierendsten sind, ist in der Regel unklar.

Umweltbelastung beginnt bei den Rohstoffen

Das System der Textilindustrie funktioniert fast vollständig linear und folgt dem Prinzip „Benutzen und Wegwerfen“. Die Herstellung von Kleidung verbraucht große Mengen an nicht erneuerbaren Ressourcen. Noch immer werden 97% der Kleidung aus neu gewonnenen Materialien gefertigt. Jährlich kommen so insgesamt 98 Millionen Tonnen Rohstoffe zum Einsatz.

Über 70% der Umwelteinwirkungen entstehen bei der energieintensiven Produktion, Aufarbeitung und Verarbeitung der textilen Rohmaterialien. Leder und andere tierische Materialien sind dabei besonders schädlich. Das zeigt der HIGG Material Index, welcher die ökologischen Auswirkungen verschiedener Materialien hinsichtlich der Faktoren Klimaeinfluss, Wassernutzung, Energienutzung und Eutrophierung vergleicht. Leder wird hier als drittschädlichstes Material eingestuft.

Baumwolle wird in der Regel mit sehr viel Pestiziden, Düngemittel und Wasser angebaut. Einschließlich des Baumwollanbaus verbraucht die Textilproduktion jedes Jahr rund 93 Milliarden Kubikmeter Wasser. Dies entspricht etwa dem doppelten Wasservolumen des Bodensees. Vor allem wasserarme Regionen stehen durch den enormen Verbrauch vor großen Herausforderungen.

Doch die negativen Auswirkungen reichen weit über Verwendung von Rohstoffen hinaus. In unterschiedlichen Prozessen der Textilherstellung wird eine Vielzahl von Chemikalien verwendet, viele davon sind giftig. Die Verwendung von bedenklichen Stoffen beeinträchtigt zum einen die Gesundheit der Landwirte und Textilarbeiter und hat zum anderen ökologische Konsequenzen. Große Mengen Wasser mit toxischen Chemikalien gelangen bei der Produktion in die Umwelt. Weltweit sind 17 bis 20% der industriellen Wasserverschmutzung auf die Textilveredelung zurückzuführen. Unbehandeltes Abwasser verschmutzt zudem lokale Flüsse, die auch zum Fischen, Trinken oder Baden genutzt werden.

Ready-to-wear und ready-to-toss

Bis die Kleidung in Stores und schließlich in unsere Kleiderschränke kommt, hat sie meist lange Wege hinter sich. Neben Transport und Distribution, kann jedoch auch die Reinigung und Pflege der Kleidung umweltschädlich sein. Denn beim Waschen von Textilien auf Kunststoffbasis wie Polyester, Nylon oder Acryl werden Kunststoff-Mikrofasern freigesetzt. Jährlich gelangt etwa eine halbe Million Tonnen dieser Fasern in die Ozeane. Betrachtet man den gesamtem Lebenszyklus, erzeugt das Waschen und Trocknen eines Kilos Kleidung Schätzungen zufolge 11kg Treibhausgase.

Die Modewelt rast, schnelllebige Trends dominieren. Die Konsequenz: mehr als die Hälfte der produzierten Fast Fashion wird in weniger als einem Jahr entsorgt. Nach ihrer Nutzung werden 73% der Kleidungsstücke verbrannt oder entsorgt, sie landen in Verbrennungsanlagen oder auf Deponien. Der Großteil des wiederverwendeten Materials findet Verwendung in Downcycling-Prozessen und wird beispielsweise für Isoliermaterial, Wischtücher und Matratzenfüllungen genutzt. Diese können jedoch derzeit nur sehr schwer zurückgewonnen werden und stellen daher höchstwahrscheinlich die Endnutzung dar.

Weniger als 1% des zur Herstellung von Kleidung verwendeten Materials ist tatsächlich kreislauffähig und wird wieder zu neuer Kleidung recycelt.

Nachhaltige Mode ist die einzige zukunftsfähige Option

Die reelle Bedrohung des Kimawandels wird oft kommuniziert, die negativen Auswirkungen der Industrie sind potenziell katastrophal. So schätzt eine Studie der Circular Fibres Initiative, dass die Umwelteinflüsse in textilen Lieferketten exponentiell ansteigen werden und die gesamte Textilindustrie bis 2050 26% des globalen Kohlenstoffhaushalts verbrauchen wird.

In Anbetracht der rasanten Entwicklungen im Klimawandel wäre dies fatal und wir müssten vermehrt mit Krisen und irreversiblen Schäden an Ökosystemen rechnen, die letztlich für unsere Zukunft existentiell sind. Deswegen braucht es in der Textilindustrie disruptive Prozesse, vorrangig jedoch braucht es Unternehmen, die Verantwortung übernehmen. Unternehmen, die, im umsichtigen Umgang mit der Umwelt, um ein langfristiges Engagement zur Durchsetzung einer transparenten, nachhaltigen Mode bemüht sind.

Dabei werden auch eine bewusste Haltung und ein nachhaltiger Konsum immer wichtiger, um eine lebenswerte Zukunft tatsächlich real umzusetzen. Nachhaltige Mode ist mehr als nur Kleidung, sie wird Ausdruck einer Lebenseinstellung und kann widerspiegeln, wofür man steht.

Tipps, wie du nachhaltigen Konsum umsetzen kannst, findest du hier.
Informationen zu der Nachhaltigkeit und Transparenz von Melina Bucher findest duhier.

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